Donnerstag, 16. November 2006

Historicum.net

Historicum.net möchte ein Netzwerk für HistorikerInnen anbieten, an welchen sich sowohl bereits etablierte Institutionen als auch Privatpersonen beteiligen können, anbieten. Aus dem „Server Frühe Neuzeit“ entstanden, besteht der Verein „historicum.net – Geschichtswissenschaften im Internet e.V.“ seit 2004. Das Impressum und eine Liste mit frequently asked questions ist informativ und listet auch die Projektleiterinnen, die an der Universität Köln tätig sind, auf. Auch die vielen Partnerorganisationen (wie etwa hsozkult) werden genannt. Ebenfalls beschrieben wird, wie die Koordination der Betreuung der Beiträge von Statten geht. Interessant fand ich dabei, dass es sich dabei um rein ehrenamtliche Tätigkeiten handelt – was aber, worauf die MacherInnen von historicum.net explizit hinweisen, auf jeden Fall durch die Möglichkeit eines großen Bekanntheitsgrads, der durch Publikationen im Internet erreicht werden kann, „wettgemacht“ werden kann. Wie das Vorgängerprojekt auch schon verrät, liegt der Fokus der wissenschaftlichen Beiträge auf der Frühen Neuzeit, mittlerweile haben sich aber auch schon „aktuellere“ (rein zeitlich gesehen) Themen wie etwa „Zwangsarbeit“ im Zweiten Weltkrieg in die Seite eingeschlichen. Beim unten beschrieben Spanienportal werden etwa auch wichtige Eckdaten des Spanischen BürgerInnenkriegs genannt.
Erwähnt wird auch die Möglichkeit, Mitglied des Vereins zu werden und durch seinen/ihren Mitgliedsbeitrag zur Förderung von Wissenschaft und Forschung beizutragen. Interessierte HistorikerInnen werden auch zu so genannten Koalitionsgesprächen und dadurch zur aktiven Mitgestaltung der Site eingeladen – was auf jeden Fall nach außen hin sehr offen und einladend wirkt. Die Site präsentiert sich überhaupt sehr „öffentlichkeitsfreundlich“: So wurde etwa ein eigener Presse-Unterpunkt eingerichtet, wo sich Interessierte etwa das Logo von historicum.net runterladen können – um eine Verlinkung auf der eigenen Site, wo ebenfalls der Historiographie gefrönt wird, zu erstellen. Für alle Seiten steht eine optimierte Druckfunktion zur Verfügung; denn: die gute alte „copy&paste“-Methode funktioniert auf hisctoricum.net nicht. Scheinbar ist der Text geschützt. Ein eigener Unterpunkt widmet sich dem Problem des Zitieren aus im Internet gefunden Werken.

Angebote
Historicum.net bietet 1) lesenwerte Einführungstexte zu verschiedenen Themenbereichen (allerdings nicht zu überbordend vielen), 2) Linksammlungen zu Internetressourcen, die sich mit der Geschichte einiger europäischer Länder beschäftigen. Diese werden von externen KooperationspartnerInnen verwaltet und erstellt. Viele dieser Länderportale werden vom Herder-Institut in Marburg betreut. Positiv ist mir dabei aufgefallen, dass es etwa beim Spanienportal auch die Möglichkeit gibt, eine spanische Textvariante aufzurufen. Generell kann aber gesagt werden, dass sich historicum.net eher an der deutschen Sprache mächtigen HistorikerInnen richtet. Durch oben erwähnte interessante Einführungstexte richtet sich die Site eben auch an HistorikerInnen in spe und an Menschen, die sich auch einfach nur einen Überblick über ein Thema beschaffen wollen. Hier wird demzufolge die Möglichkeit zu eines „Reinschnupperns“ und „Weitersuchens“ geboten, es handelt sich bei historicum.net eher nicht um eine SpezialistInnen-Site.
Etwas negativ – das heißt auf jeden Fall noch ausbaufähig! – gestaltet sich für mich allerdings die Tatsache, dass bei weitem nicht alle Länder Europas abgehandelt werden. So gibt es z.B. auch keine länderspezifische Linksammlung zu Österreich, oder auch nicht zu Bulgarien, Russland etc.
Um aber zu den Angeboten von historicum.net zurückzukommen, bietet die Site 3) auch eine Zusammenstellung ausgewählter Links zu Internet-Angeboten für das wissenschaftliche Arbeiten, wo bei es sich hierbei um eine (wie auch explizit ausgewiesen) eher kursorische und „willkürliche“ Auswahl aus dem mannigfaltigen Angebot handelt. Was dabei am Spannendsten ist, ist wahrscheinlich der Link zu den digitalisierten Bildquellen einiger Museen und wissenschaftlicher Institutionen. Der 4.) Punkt („Lehren und Lernen“) ist wahrscheinlich der interessanteste – und wahrscheinlich am Ehesten noch als innovativ zu bezeichnende. „Diese Rubrik soll die umfassendere Nutzung des Internets im Rahmen der universitären Lehre erleichtern. Hier werden Tutorials und Informationen für Lernende wie für Lehrende bereitgestellt,“ heißt es in der Beschreibung. Es werden Informationen zu Fachdidaktik, Archiven, Nutzungsbestimmungen etc. angegeben. Dieser Punkt ist insofern spannend, weil sich dieser Bereich mit den Möglichkeiten der Verknüpfung von Lehre und den Optionen, die das Internet bietet, handelt. Es werden Tutorials zu den Themen Gebrauchsanleitung für Archive, Computer im Geschichtsstudium und Internet im Geschichtsstudium angeboten.

Wissensraum
Ein breit gefächerter Wissensraum wurde geschaffen, nicht nur durch die vielen PartnerInnen, die per Verlinkung auch zu erreichen sind, auch durch die Einbeziehung von externen SchreiberInnen (was die länderspezifischen Themen betrifft). Angeschnitten wird auch, dass sich der Verein als organisatorisches Dach für die Schwestern-Projekte www.sehepunkte.de/ und www.zeitenblicke.de/ versteht. Erwähnenswert ist auch, dass auch ein Newsletter, der auf neue Rezensionen und auch auf Aktualisierungen hinweisen soll, angeboten wird. (En passant sei allerdings kurz ins Feld geführt, dass die Frequenz der Aktualisierungen nicht ausgewiesen wird.) Auch die im Presse-Unterpunkt aufscheinenden Pressestimmen diverser Publikationen (etwa von der Süddeutschen Zeitung, oder auch vom Informationsdienst Wissenschaft) geben einen Eindruck davon, wie die Site von WissenschafterInnen und JournalistInnen wahrgenommen wird; was zumindest dokumentiert, wie die Aufbearbeitung von Wissenschaft auch von der (breiten) Öffentlichkeit rezipiert wird. Als besonders lesenwert habe ich den Unterpunkt „Klassiker der Geschichtswissenschaft“ empfunden; hier werden bekannte Historiker (keine einzige Frau, allerdings) vorgestellt.
Was die Frage nach der medienadäquaten Präsentation betrifft, muss mit einem klaren Jein geantwortet werden. Betrachten wir z.B. den Bereich „Themen“; der Text wurde zwar in einige Unterpunkte aufgeteilt, trotzdem sind wir hier doch schon eher als Textwüsten (wenn auch mit Bildern versetzt) zu bezeichnenden Artikeln ausgesetzt. Auch ein Glossar fehlt, muss angemerkt werden. Das nicht existente Glossar wird in gewisser Art und Weise durch die Anführung einiger Internet-Nachschlagewerke ausgeglichen; diskussionswürdig ist sicherlich, dass auch „Wikipedia“ angegeben wird ...
Historicum.net gestaltet sich optisch äußerst ansprechend, ein hübsches, hoffnungsvolles Grün dominiert. „Ausgehend von einer in Köln und München gewachsenen Kernstruktur werden unter einem gemeinsamen Dach und in einem einheitlichen Layout unterschiedliche, inhaltlich wertvolle Angebote und Unterportale zusammengefasst,“ heißt es in der Selbstbeschreibung. Das weist auch auf eine methodische und inhaltliche Vielfalt hin – so viel auch zum Thema Forschungsansatz, der ansonsten nicht näher beschrieben wird. „Informationsportal“ und „Vernetzung“ scheinen die zentralen Schlagwörter zu sein.

Formalia und BenutzerInnenfreundlichkeit
Zum Zeitpunkt meines Besuchs auf historicum.net (16. November 2006, 17:30) konnte der Service-Bereich nicht aufgerufen werden; soviel nur zum Thema allfällige Fehler; die Ladezeiten sind kurz, Flash-Animationen treten zum Glück nicht auf, auch auf Werbung wurde verzichtet. Bei Mitteilungsbedürfnis besteht die Möglichkeit, die Projektleiterinnen zu kontaktieren.
Abschließend noch ein Zitat aus der Online-Rezension von historicum.net, die ich auf H-Soz-u-Kult gefunden habe – vorher sei aber noch kurz angemerkt, dass ich die in der Rezension gelobten E-Texte und sowie das Ton- und Bildmaterial nicht entdecken konnte, was darauf hinweist, dass das Material gut versteckt zu sein scheint: „Der weitere, kontinuierliche Ausbau des Gesamtangebots und der einzelnen Portale macht vielleicht das möglich, was die deutsche historische Forschung – vor allem jenseits des in deutschen Massenmedien geradezu überrepräsentierten 20. Jahrhunderts – so häufig vermisst: den Zugriff auf (und vielleicht auch den öffentlichen Diskurs über) Themen aus dem Bereich Geschichts- (und Kunst-)wissenschaften für alle an Geschichte und Geschichtswissenschaften Interessierten jenseits des fachinternen Diskurses, als Angebot von Spezialisten der jeweiligen Fachgebiete. Gerade über eine gelungene Mischung aus Chronologien, Bibliographie, E-Texten, Ton- und Bildmaterial sowie der Linksammlung im jeweiligen Fachbereich bzw. im Länderportal ist (und wird) ein Zugang zu wichtigen Themen der deutschen, europäischen und außereuropäischen Geschichte möglich und macht diese auch für Laien attraktiv.“ (Lachenicht, Susanne: Rez. WWW: Die Französische Revolution - Themenportal von historicum.net, in: historicum.net, URL: http://
hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/id=53&count=6&recno=4&type=
rezwww&sort=datum&order=down&search=historicum%2Enet (16. 11. 2006))

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